Andreas Abel ist Gitarrenlehrer in Braunschweig. Er kennt wohl so ziemlich alle Probleme, die Gitarrenschüler, gerade auch Kinder, mit dem Instrument haben können. Eine Klage, die man oft hört, betrifft Druckstellen am Unterarm, da wo er auf der oberen Korpuskante aufliegt. Das betrifft nicht nur Kinder oder unerfahrene Gitarristen, sondern jeden Gitarrenspieler, unabhängig von Stilistik, Instrument (Stahl/Nylon) oder Spielhaltung.

Auch manch ein Gitarrenbauer hat erkannt, dass es an dieser Stelle noch Verbesserungsbedarf geben kann: So gibt es Instrumente mit Bevel, einer Abflachung des Korpus und dadurch einer rundlich gebrochenen Kante statt der scharfen Ecke, genau da, wo der Unterarm aufliegt. Leider ist das normalerweise nur als Custom-Option oder bei teuren Modellen erhältlich und auch kaum nachträglich einzubauen.

E­Gitarren-Pionier Leo Fender hatte dieses Problem schon vor vielen Jahrzehnten erkannt und darauf hin die Contour-Bodies von Modellen wie Stratocaster oder Jazz Bass entwickelt. Von Gitarrenbauer Ernie Rissmann gibt es eine Armauflage aus edlen Hölzern, die an die entsprechende Stelle geklebt wird.

Die Abel-Armauflage wird weder geklebt noch mit Saugnäpfen befestigt, sondern mit einer einfachen Schraubkonstruktion befestigt. Abels Modell besteht aus schwarzem Plastik (laut Hersteller Spritzguss aus glasfaserverstärktes Polyamid), ist ergonomisch geformt und innerhalb kürzester Zeit montiert. An den Kontaktstellen sind weiche Kunststoffteile angebracht, damit das Instrument nicht verkratzt wird. Das alles ist kein High-Tech, dafür aber einfach zu handhaben und funktional. Durch die Konstruktion und beiliegende verschieden große Ausgleichsteile ist die Anpassung an die Rundung der Zarge kein Problem. Abels Armauflage ist für Zargentiefen von acht bis zwölf Zentimeter geeignet, im Angebot gibt es auch Lösungen für besonders schmale Zargen (wie bei Thinline-Instrumenten).

Im Test war es kein Problem, die Armauflage an diversen Steelstring- und Nylonstring-Modellen sicher anzubringen und in die richtige Position zu justieren. Beim Verstauen des Instrumentes im Koffer ist sie blitzschnell abmontiert und passt meist in das Fach unter der Kopfplatte. Bei manch großem Gigbag dürfte es sogar möglich sein, die Stütze beim Transport einfach an der Gitarre zu belassen. Nun zum Wichtigsten, der Funktion. Bringt man die Abel Armauflage an der richtigen Stelle an – nämlich da, wo der eigene Unterarm auf der Zargenkante aufliegt – ist tatsächlich eine klare Verbesserung des Spielgefühls zu bemerken. Nach dem Spielen, auch bei längeren Sessions, hat man praktisch keine Druckstellen mehr am Unterarm; und während des Spielens stellt sich unterschwellig eine größere Vertrautheit mit dem Instrument ein, ein Fünkchen mehr an Mühelosigkeit hält Einzug. Folge: Man spielt entspannter.

Hersteller Andreas Abel weist darauf hin, dass die Gitarre auch besser klingt, da die Schwingung der Decke nicht mehr durch einen aufgelegten Arm beeinträchtigt wird. Das kann ich nicht bestätigen, möglicherweise sind die Unterschiede für meine Ohren einfach zu fein. Ich hätte mir eher Sorgen gemacht, dass der Druck der Schraubbefestigung Boden und Decke unter Spannung setzt und damit am offenen Schwingen hindert. Aber auch diesbezüglich konnte ich keinen Unterschied feststellen, was wohl daran liegt, dass der Druck nur auf wenigen Millimetern liegt und damit noch nicht im Deckenbereich, der tatsächlich schwingt. Festzuhalten bleibt, dass es potentiell Klangveränderungen geben könnte, sei es nun positiv oder negativ.

Aus den Erfahrungen während der Testphase kann ich eine Empfehlung für diese Armauflage abgeben. Zwar gibt es keine Garantie, dass sie zur eigenen Spieltechnik und zum persönlichen Körpergefühl in Relation zur Gitarre passt – aber man sollte es einmal ausprobieren. Könnte zu entspanntem Spiel beitragen.

Andreas Schulz

Quelle: AKUSTIK GITARRE, Heft 1/13