Andreas Abel ist ein Gitarrenlehrer aus Braunschweig, der schon seit geraumer Zeit über Druckstellen am Unterarm klagte, die sich aufgrund der Zargen-Decken-Kante einstellten. Ein bekanntes Problem vieler Gitarristen, das zudem im Verdacht steht, neurologische Erkrankungen und Störungen der Motorik zu verursachen. Lösungsansätze dafür gibt es bereits: So baut der nordirische Luthier George Lowden hochwertige Gitarren mit einer Abrundung dieses Bereichs, die er bevel nennt. Auch Instrumente aus der Edelschmiede des Australiers Greg Smallman verfügen über eine vollmassive Armauflage.

Dezente Optik

Neu ist jedoch die Konstruktion, bei der die Armauflage mit einer Schraubbefestigung an der Zarge angebracht wird. Sie lässt sich äußerst einfach an- und abbauen. Modelle anderer Hersteller nutzen Saugnäpfe, die nicht selten Spuren auf der Lackierung hinterlassen.

Bei der Abel-Armauflage befinden sich jedoch an den Auflagepunkten Kunststoffeinsätze, die dies verhindern sollen. Für die Testdauer war keine Verfärbung oder Veränderung am Lack meiner Gitarren erkennbar. Gleichzeitig werden Schweißflecken auf der Decke im Sommer vermieden, und das Spielen mit einem Tuch oder einem Strumpf am Unterarm (was auch nicht besonders vorteilhaft aussieht … ) ist ebenfalls nicht mehr nötig. Auf den ersten Blick erinnert dieses Zubehörteil ein wenig an die Kinnstütze bei der Violine, die für Geiger zum Standard gehört.

Es besteht aus hochwertigem, glasfaserverstärktem Kunststoff, ist mit 92 Gramm sehr leicht und hat eine unauffällige Textur der Oberfläche, die ein Festpappen des Unterarms verhindert. Die Auflage ist für Zargenbreiten von acht bis zwölf Zentimetern geeignet; auf Nachfrage sind auch andere Zargenbreiten lieferbar. In erster Linie dürfte die Armauflage eher Fingerstyler und Klassikgitarristen ansprechen, bei denen der Unterarm ruht, als bewegungsintensive Plektrum- oder Akkordspieler. Eine klangliche Veränderung war nicht festzustellen, da sie in einem Bereich aufliegt, der für die Schwingung des Instruments nicht essenziell ist.

Das bleibt hängen

Wenn es die Abel-Armauflage noch nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Sie dürfte in wenigen Jahren zur Standardausrüstung von Konzertgitarristen und Fingerpickern gehören. Das komfortable Spielgefühl, das sie bietet, möchte man nach einer gewissen Eingewöhnungsphase nicht mehr missen.

JensMüller-Herrou

Quelle: guitar acoustic Heft 1/2013